Donnerstag, 15. Januar 2015

Nach Hause kommen oder auch: unser Ruhe-Ritual

Es gab mal Zeiten, das ist schon eine Weile her, da ist mein Enno kurz nach dem Spaziergang zuhause nochmal aufgedreht - aber so richtig, er stand regelrecht unter Stress. Er kam nicht zur Ruhe und wollte man ihm das Geschirr ausziehen, wurde er wehrig weil er es in dieser Situation unangenehm fand wenn man mit dem Händen an seinem Rücken rumfummelte.

Ignorieren half ihm überhaupt nicht weiter, wie auch. Also musste man nach der Ursache suchen und die war auch recht schnell gefunden: bei meinem Partner geschiehte dies nicht. Nur wenn ich alleine mit Enno draußen gewesen war. Im ersten Moment wollte ich das gar nicht wahrhaben, was sollte ich denn so anders machen? Kann ja nicht sein. Aber es half nichts, ich musste genauer darauf achten wie ICH mich verhalte, wenn wir nach Hause kommen.

Mein Fehler war, dass ich selbst oft "gestresst" war, z.B. wenn es die letzte Runde war; einfach nur noch heimkommen, Schuhe in die Ecke schmeissen, Jacke hastig über die Garderobe werfen, nichts wie ab ins Bett. Oder nach dem Einkaufen, hastig die Tüten abstellen, hastig aus der Jacke und die Sachen verstauen, etc. pp.

Wie habe ich angefangen?
Zu erst einmal habe ich von meinem Hund keine Wunder erwartet. Ich wusste, dass ich zu Beginn nicht viel Ruhe erwarten kann, ich kleinschrittig vorgehen muss und bei "Rückfällen" (wenn er es einfach nicht kann) nicht dumm oder genervt zu reagieren. (z.B. die Ruhe über Härte einfordern). Und auch war mir klar, dass ich an mir arbeiten musste.

Es sah dann also so aus, dass wir nach Hause kamen und ich in absoluter Ruhe und Gemütlichkeit Schuhe und Jacke auszog. Anfangs habe ich Enno einfach machen lassen, ob er trank, ob er durch die Wohnung wuselte, ich habe ihn erst einmal machen lassen, weil ich wusste, es hätte in diesem Moment noch nichts gebracht.
Erst als ich mit meinem Zeug fertig war, bat ich ihn zu mir in den Flur, signalisierte ein Sitz und bestätigte sofort. Wenn er wieder aufstand, habe ich abgewägt, ob ich es nochmal verlangen kann, oder ob er einfach zu aufgeregt ist, um sitzen zu bleiben.

Um ihm das Geschirr abzunehmen, kniete ich mich hin. Er bekam für jeden Klickverschluss (zwei an der Zahl) VORHER ein Leckerlie. Während er am Kauen war, konnte ich an die Verschlüsse und es machte ihm nichts aus, dass meine Hände an seinem Rücken waren. Dann gab es ein drittes Leckerlie für das Geschirr ausziehen und ein letztes, wenn das Ritual (es sollte eines werden) vorbei war.
Natürlich auch ganz viel ruhiges, verbales Lob.

Anfangs waren die ruhigen Momente wirklich unglaublich kurz, aber ich habe sie immer bestätigt, weil er sie daraufhin öfter und länger gezeigt hat. Wenn er zu aufgeregt war, habe ich fünf gerade sein lassen und beim nächsten Mal weitergemacht.

Bald schon merkte man eine deutliche Verbesserung. Er blieb länger ruhig sitzen, drehte gar nicht mehr so auf. Irgendwann saß er dann schon da, während ich mich noch in Ruhe um meine Sachen kümmerte, und wartete auf unser Ritual.

Die Leckerlie habe ich dann irgendwann verzögert gegeben; währenddessen ich schon dabei war... dann irgendwann nach dem Öffnen des Verschlusses, und schließlich langsam abgebaut. Ich konnte auch ohne vorherige Ablenkung die Klickverschlüsse öffnen und es störte ihn überhaupt nicht. Er ist mit Freude, aber auch Ruhe dabei gewesen. Wenn das Ritual zu Ende war, bekam er aber natürlich dennoch seine (hochwertige) Belohnung, das gehörte dazu.

Was auch helfen kann, wenn der Hund zu aufgedreht ist: konditionierte Entspannung. Womit ich auch eine tolle Erfahrung gemacht habe, ist Tellington Touch. Einige Übungen waren sehr schön und hilfreich für meinen Hund und mich.

Wie beschrieben, hatte ich unser Ritual wirklich sehr kleinschrittig aufgebaut und für jeden Rückschritt Verständnis gezeigt. Wichtig war die Erkenntnis, dass ich mich ändern musste.

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