Wir hatten uns um drei Minuten
verspätet. Die Hunde waren wieder im Auto und wurden einzeln auf den
Platz geholt. Der Labradorrüde war die ganze Zeit über (1.5
Stunden) im Auto am Bellen gewesen.
Der heutige Schwerpunkt war die
Umorientierung zum Halter. Bellen sie oder zeigen ein sonstiges,
unerwünschtes Verhalten, solle sich der Hundehalter kommentarlos
umdrehen und mit dem Hund weggehen. Die Halter sollten genau
erkennen, wann der Hund den anderen erblickt hat, stehen bleiben und
auf die Umorientierung warten.
Hatten die Halter keine Superbelohnung
dabei, gab es von Frau Hagemann vorbereitete Tuben und Kongs gefüllt
mit Katzenfutter und anderen Leckereien.
Zuerst war der Deutsch Kurzhaar-Rüde
dran, der ja immer zu allen Hunden hin will. Der Hund war mit der
vollen Leinenlänge (~3 Meter) nicht so gut zu halten und
schnüffelte wie wild in der Gegend rum. Der andere Hund (Miniature
Australian Shepherd von Frau Hagemann) war für ihn überhaupt nicht
interessant. Es wurde ein großer Abstand hergestellt und dann sollte
der Halter mit seinem Rüden auf den Hund zu gehen und wie oben
beschrieben verfahren.
Nach ein paar Übungen (es lief alles
recht okay ab) konnte der Hund wieder vom Platz.
Als nächstes wurde der Labrador
geholt, diesmal geführt von dem Freund der Halterin. Er ging
ziemlich grob mit dem Hund um. (Mir hatte sich der Magen
umgedreht...) Auch dieser Rüde hatte seine komplette Leinenlänge
(~3 Meter) zur Verfügung und konnte wie ein Ochse ziehen.
Auch hier wieder das gleiche Spiel:
Hund soll den anderen Hund ansehen und sich umorientieren. Der Rüde
hat das ziemlich schnell schon wirklich toll gemacht. Als Belohnung
sollte er aus der Tube schlecken dürfen, allerdings hatte er sie
wohl als Spielzeug wahrgenommen, was für einen Lacher sorgte. Nach
der nächsten Umorientierung setzte der Freund die Tube direkt als
Spielzeug ein und schimpfte dann mit dem Hund, als dieser darauf
einging (oder nicht zu schnell abgelassen hat, keine Ahnung.)
Da schritt dann Frau Hagemann ein und
sagte, dass er den Hund nicht bestrafen solle.
Der Freund begründetete das Verhalten
des Rüden auch mit Dominanz, was ihm schnell wieder ausgetrieben
wurde seitens der Trainerin.
Als nächste war die kleine
Chihuahuadame an der Reihe. Ihr Problem schienen wohl doch nicht
andere Hunde zu sein, sondern eher Menschen, die sich seltsam bewegen
oder in irgendeiner anderen Art und Weise auffällig sind. Es wurde
also mit Regenschirm über den Platz gelaufen, mit einem Tuch auf dem
Kopf, die Auszubildende hat sich auch sehr unnatürlich bewegt, aber
nichts lockte die Hündin aus der Reserve. Erst als die Co-Trainerin
einen Stuhl vor sich herbewegte, fand die Hündin das Ganze
unheimlich und dementsprechend wurde der Abstand vergrößert und der
Stuhl nicht mehr bewegt.
Leider war der Halter nur geringfügig
motiviert, so schien es jedenfalls, denn das Timing war katastrophal,
er machte viele Fehler, über die er immer wieder gelacht hat.
Vielleicht war er sehr aufgeregt, was ich verstehen kann, aber es
wirkte eben so, als hätte er gar kein richtiges Interesse an den
Übungen. Frau Hagemann nahm es locker.
Dann war der Australian Shepherd-Rüde
dran, der sich ja letzte Woche die Seele aus dem Leib schnüffelte.
Er war wieder an der Schleppleine, diesmal aber nicht ganz so unter
Stress. Frau Hagemann wollte, dass die Halterin sich sofort
kommentarlos umdrehe, sobald der Rüde anfing zu “yanken”. Dies
tat er und so wurde der Abstand immer weiter vergrößert, bis sie am
anderen Ende des Platzes standen und ein Einzelgespräch führten.
Der Hund bellte, schnüffelte, fiepte, schaute ganz ruhig und toll,
es war egal. Denn die beiden Damen waren in ihr Gespräch vertieft.
Ich konnte sie nicht verstehen, denn sie waren zu weit weg. Ich habe
nicht auf die Uhr gesehen, aber es war eine Ewigkeit. Mindestens zehn
Minuten waren sie da hinten, wenn nicht sogar 15. Wenn sie sich für
alle diese Zeit nehmen würde.....
Als sie fertig waren, wurde keine Übung
mehr mit dem Rüden gemacht, sondern konnte direkt vom Platz. Also
waren wir als nächstes an der Reihe.
Ich sollte mit Ayumi an das andere Ende
des Platzes gehen, um ausreichend Abstand zwischen dem Hund zu haben.
Schon auf dem Hinweg interessierte sie sich kaum für ihn, es gab
also auch auf dem Platz keine Ausraster. Während den Übungen blieb
er die ganze Zeit sitzen und bewegte sich nicht auf Ayumi zu.
Ich sollte also warten bis sie den Hund
erblickt und dann die Umorientierung markern. Das Problem war
erstmal, dass Ayumi nicht hingesehen hat. Sie hat wo völlig anders
hingesehen und dann den Kopf etwas zu mir gedreht. Frau Hagemann
sagte, dass genau das der Moment gewesen sei. Ob ich das gesehen
hätte. Ich habe mir meinen Teil nur gedacht.
Dann hat sie allerdings hingesehen und
wir konnten die Übung gut meistern. Frau Hagemann lobte mein Timing.
Wenn sich Ayumi zu mir umorientierte sollte ich auch ein paar
Schritte vom Hund weggehen.
Den Abstand zum Hund sollten wir nach
und nach verringern. Einmal war das Problem, dass es Ayumi eigentlich
schon zu nah war. Sie war am Zittern, die Lefze bebte und Frau
Hagemann fand das alles ganz ganz toll. Hat ihre Anzeichen also wohl
übersehen.
Ein anderes Mal sagte sie, ich würde
die Leine zu straff halten, dabei hatte Ayumi ein Stück gezogen.
(Hund auch wieder zu nah.)
Im Großen und Ganzen haben wir das
aber wohl ganz gut gemacht (zeitweise hatte ich das Gefühl, dass
Ayumi Spaß hatte) und nach knapp zehn Minuten sollte Ayumi wieder
vom Platz.
Anschließend sprach sie nochmal bei
jedem einzelnen an, was geübt werden sollte und wie das Training
verlief. Bei mir merkte sie an, dass Ayumi total unter Spannung ist,
wenn sie den Hund sieht, sich freudig zu mir umorientiert und dann
erleichtert ist, wenn wir in die andere Richtung gehen. (Mein
Lebensgefährte bestätigte diesen Eindruck.)
Ob wir ausmachen könnten, welche Hunde
problematisch seien. Ich sagte, dass es auf den Abstand ankommt
woraufhin sie anmerkte, dass es gerade ja schon super lief. Ich warf
ein, dass der andere Hund ja auch nur still da saß und nicht auf
Ayumi zugelaufen ist. (Auf einem normalen Spaziergang wäre sie
niemals so locker gewesen.)
Nächste Woche würden wir das dann mit
Bewegung üben, sagte sie. (Ich hoffe, nicht frontal... sonst sage
ich was.)
Auch sagte sie, dass ich steif sei und
lockerer werden müsste. Dass man mir ansehe (und dass halt auch in
mir drin sei) “jetzt gleich.... jetzt flippt sie aus”. Es ist
relativ wahrscheinlich, dass Frau Hagemann mit dieser Einschätzung
recht hat.
Wieder gehe ich mit gemischten Gefühlen
aus dem Training.
Natürlich freue ich mich, dass Ayumi
das so toll gemacht hat auf dem Platz, aber es ist eben doch weit weg
von den realen Bedingungen. Vielleicht kommt da nächste Woche mehr,
aber eigentlich... es sind nur noch zwei Termine. Wir sind immer nur
auf dem Platz (vermute ich nun mal ganz stark). Was soll da noch
kommen? Was soll noch großartig geübt werden?
Ich habe mir das tatsächlich doch sehr
anders vorgestellt. Keine Wunderheilung von Ayumi, einfach der ganze
Ablauf des Trainings... weniger Hundeplatzatmosphäre.
Dass man mehr Zeit hat, dass alles ein
bisschen intensiver vonstatten geht.
Aber ich freue mich über das Lob, dass
Ayumi so schön mit mir geübt hat, wie sie sich zwei mal ganz toll
vor mich hingesetzt hat (ohne Signal), weil ich ja Käse und Wurst
dabei hatte (<3), dass mein Timing gut sei, dass ich sie gut lesen
kann, … und hoffe also auf nächste Woche.
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