Donnerstag, 14. April 2016

Begegnungstraining: Woche 2

Wir hatten uns um drei Minuten verspätet. Die Hunde waren wieder im Auto und wurden einzeln auf den Platz geholt. Der Labradorrüde war die ganze Zeit über (1.5 Stunden) im Auto am Bellen gewesen.

Der heutige Schwerpunkt war die Umorientierung zum Halter. Bellen sie oder zeigen ein sonstiges, unerwünschtes Verhalten, solle sich der Hundehalter kommentarlos umdrehen und mit dem Hund weggehen. Die Halter sollten genau erkennen, wann der Hund den anderen erblickt hat, stehen bleiben und auf die Umorientierung warten.

Hatten die Halter keine Superbelohnung dabei, gab es von Frau Hagemann vorbereitete Tuben und Kongs gefüllt mit Katzenfutter und anderen Leckereien.

Zuerst war der Deutsch Kurzhaar-Rüde dran, der ja immer zu allen Hunden hin will. Der Hund war mit der vollen Leinenlänge (~3 Meter) nicht so gut zu halten und schnüffelte wie wild in der Gegend rum. Der andere Hund (Miniature Australian Shepherd von Frau Hagemann) war für ihn überhaupt nicht interessant. Es wurde ein großer Abstand hergestellt und dann sollte der Halter mit seinem Rüden auf den Hund zu gehen und wie oben beschrieben verfahren.

Nach ein paar Übungen (es lief alles recht okay ab) konnte der Hund wieder vom Platz.

Als nächstes wurde der Labrador geholt, diesmal geführt von dem Freund der Halterin. Er ging ziemlich grob mit dem Hund um. (Mir hatte sich der Magen umgedreht...) Auch dieser Rüde hatte seine komplette Leinenlänge (~3 Meter) zur Verfügung und konnte wie ein Ochse ziehen.
Auch hier wieder das gleiche Spiel: Hund soll den anderen Hund ansehen und sich umorientieren. Der Rüde hat das ziemlich schnell schon wirklich toll gemacht. Als Belohnung sollte er aus der Tube schlecken dürfen, allerdings hatte er sie wohl als Spielzeug wahrgenommen, was für einen Lacher sorgte. Nach der nächsten Umorientierung setzte der Freund die Tube direkt als Spielzeug ein und schimpfte dann mit dem Hund, als dieser darauf einging (oder nicht zu schnell abgelassen hat, keine Ahnung.)
Da schritt dann Frau Hagemann ein und sagte, dass er den Hund nicht bestrafen solle.

Der Freund begründetete das Verhalten des Rüden auch mit Dominanz, was ihm schnell wieder ausgetrieben wurde seitens der Trainerin.

Als nächste war die kleine Chihuahuadame an der Reihe. Ihr Problem schienen wohl doch nicht andere Hunde zu sein, sondern eher Menschen, die sich seltsam bewegen oder in irgendeiner anderen Art und Weise auffällig sind. Es wurde also mit Regenschirm über den Platz gelaufen, mit einem Tuch auf dem Kopf, die Auszubildende hat sich auch sehr unnatürlich bewegt, aber nichts lockte die Hündin aus der Reserve. Erst als die Co-Trainerin einen Stuhl vor sich herbewegte, fand die Hündin das Ganze unheimlich und dementsprechend wurde der Abstand vergrößert und der Stuhl nicht mehr bewegt.

Leider war der Halter nur geringfügig motiviert, so schien es jedenfalls, denn das Timing war katastrophal, er machte viele Fehler, über die er immer wieder gelacht hat. Vielleicht war er sehr aufgeregt, was ich verstehen kann, aber es wirkte eben so, als hätte er gar kein richtiges Interesse an den Übungen. Frau Hagemann nahm es locker.

Dann war der Australian Shepherd-Rüde dran, der sich ja letzte Woche die Seele aus dem Leib schnüffelte. Er war wieder an der Schleppleine, diesmal aber nicht ganz so unter Stress. Frau Hagemann wollte, dass die Halterin sich sofort kommentarlos umdrehe, sobald der Rüde anfing zu “yanken”. Dies tat er und so wurde der Abstand immer weiter vergrößert, bis sie am anderen Ende des Platzes standen und ein Einzelgespräch führten. Der Hund bellte, schnüffelte, fiepte, schaute ganz ruhig und toll, es war egal. Denn die beiden Damen waren in ihr Gespräch vertieft. Ich konnte sie nicht verstehen, denn sie waren zu weit weg. Ich habe nicht auf die Uhr gesehen, aber es war eine Ewigkeit. Mindestens zehn Minuten waren sie da hinten, wenn nicht sogar 15. Wenn sie sich für alle diese Zeit nehmen würde.....

Als sie fertig waren, wurde keine Übung mehr mit dem Rüden gemacht, sondern konnte direkt vom Platz. Also waren wir als nächstes an der Reihe.

Ich sollte mit Ayumi an das andere Ende des Platzes gehen, um ausreichend Abstand zwischen dem Hund zu haben. Schon auf dem Hinweg interessierte sie sich kaum für ihn, es gab also auch auf dem Platz keine Ausraster. Während den Übungen blieb er die ganze Zeit sitzen und bewegte sich nicht auf Ayumi zu.

Ich sollte also warten bis sie den Hund erblickt und dann die Umorientierung markern. Das Problem war erstmal, dass Ayumi nicht hingesehen hat. Sie hat wo völlig anders hingesehen und dann den Kopf etwas zu mir gedreht. Frau Hagemann sagte, dass genau das der Moment gewesen sei. Ob ich das gesehen hätte. Ich habe mir meinen Teil nur gedacht.

Dann hat sie allerdings hingesehen und wir konnten die Übung gut meistern. Frau Hagemann lobte mein Timing. Wenn sich Ayumi zu mir umorientierte sollte ich auch ein paar Schritte vom Hund weggehen.
Den Abstand zum Hund sollten wir nach und nach verringern. Einmal war das Problem, dass es Ayumi eigentlich schon zu nah war. Sie war am Zittern, die Lefze bebte und Frau Hagemann fand das alles ganz ganz toll. Hat ihre Anzeichen also wohl übersehen.
Ein anderes Mal sagte sie, ich würde die Leine zu straff halten, dabei hatte Ayumi ein Stück gezogen. (Hund auch wieder zu nah.)

Im Großen und Ganzen haben wir das aber wohl ganz gut gemacht (zeitweise hatte ich das Gefühl, dass Ayumi Spaß hatte) und nach knapp zehn Minuten sollte Ayumi wieder vom Platz.

Anschließend sprach sie nochmal bei jedem einzelnen an, was geübt werden sollte und wie das Training verlief. Bei mir merkte sie an, dass Ayumi total unter Spannung ist, wenn sie den Hund sieht, sich freudig zu mir umorientiert und dann erleichtert ist, wenn wir in die andere Richtung gehen. (Mein Lebensgefährte bestätigte diesen Eindruck.)
Ob wir ausmachen könnten, welche Hunde problematisch seien. Ich sagte, dass es auf den Abstand ankommt woraufhin sie anmerkte, dass es gerade ja schon super lief. Ich warf ein, dass der andere Hund ja auch nur still da saß und nicht auf Ayumi zugelaufen ist. (Auf einem normalen Spaziergang wäre sie niemals so locker gewesen.)
Nächste Woche würden wir das dann mit Bewegung üben, sagte sie. (Ich hoffe, nicht frontal... sonst sage ich was.)

Auch sagte sie, dass ich steif sei und lockerer werden müsste. Dass man mir ansehe (und dass halt auch in mir drin sei) “jetzt gleich.... jetzt flippt sie aus”. Es ist relativ wahrscheinlich, dass Frau Hagemann mit dieser Einschätzung recht hat.

Wieder gehe ich mit gemischten Gefühlen aus dem Training.
Natürlich freue ich mich, dass Ayumi das so toll gemacht hat auf dem Platz, aber es ist eben doch weit weg von den realen Bedingungen. Vielleicht kommt da nächste Woche mehr, aber eigentlich... es sind nur noch zwei Termine. Wir sind immer nur auf dem Platz (vermute ich nun mal ganz stark). Was soll da noch kommen? Was soll noch großartig geübt werden?
Ich habe mir das tatsächlich doch sehr anders vorgestellt. Keine Wunderheilung von Ayumi, einfach der ganze Ablauf des Trainings... weniger Hundeplatzatmosphäre.

Dass man mehr Zeit hat, dass alles ein bisschen intensiver vonstatten geht.

Aber ich freue mich über das Lob, dass Ayumi so schön mit mir geübt hat, wie sie sich zwei mal ganz toll vor mich hingesetzt hat (ohne Signal), weil ich ja Käse und Wurst dabei hatte (<3), dass mein Timing gut sei, dass ich sie gut lesen kann, … und hoffe also auf nächste Woche.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen