Freitag, 23. Oktober 2015

Unverblümt

Hunde fand ich immer "ganz nett". Es gab welche im Familien- und Freundeskreis, sie waren halt irgendwie da und dabei, oder eben auch nicht. Wir hatten auch eine Hündin, als ich ein kleines Kind war, aber da war ich viel zu jung um großartig ein Hundehalter zu sein. Danach hatten wir nur noch Katzen und habe mich selbst auch eher als "Katzenmensch" betitelt.

Das Interesse an der Hundehaltung wurde durch kareki geweckt. Wie sie über ihre zwei Shibas berichtet hat, erwärmte mir einfach das Herz. Ich habe Hunde und vorallem die Beziehung zu einem Hund in einem völlig neuem Licht wahrgenommen (was im Nachhinein echt blöd klingt, aber war nunmal so).

Ich wollte das auch erleben. So kam ich auf den Hund.

Wenn ich früher Hunde gesehen habe, die von ihrem Halter am Halsband weitergerissen wurden während sie am Schnüffeln waren, dann taten sie mir schon immer leid. Als ich mir Gedanken über die Hundeerziehung gemacht habe, stand für für mich von Anfang an fest, dass es bei mir "gewaltfrei" von statten gehen sollte. "Positiv". Was das wirklich bedeutete, wurde mir erst etwas später klar.

Natürlich habe ich Enno nicht geschlagen. Ich habe ihn auch nicht angeschrien. Aber beim Abbruchsignal (damals "nein"), habe ich einen Fehler gemacht. Ich habe es energischer ausgesprochen, wenn es nicht beim ersten Mal klappen wollte. Als er sich als Welpe an die Füße kuscheln wollte, habe ich ihn weggeschoben, weil ich gelesen hatte der Hund würde einen dann kontrollieren wollen. Das ist für mich das schlimmste. Dass ich das getan habe. Während andere sich nun die Lachtränen aus den Augen wischen, empfinde ich immer noch Schuldgefühle.

Ich kam mit dem Abbruchsignal nicht weiter. War verzweifelt, sauer, enttäuscht, man hat sich das davor ja alles ein bisschen anders ausgemalt. Ich habe also kareki um Rat gefragt und sie schrieb mir den Aufbau des Signals auf. Und zuerst dachte ich: das ist ja wohl ein schlechter Witz, GENAU SO mache ich es doch!
Ich habe es mir immer und immer wieder durchgelesen, bis mir durch einen Satz das Offensichtliche wie Schuppen von den Augen fiel: "Mach ein Spiel daraus."

Man wird bei einem Spiel nicht energischer. Ein Spiel macht Spaß, beiden Parteien. Das war für DER Moment des Umdenkens.

Das bedeutet nicht, dass ich von einem Tag auf den anderen zum perfekten Überhundehalter mutiert bin.

Als Enno aus dem Welpenalter draußen war und zum ersten Mal den Rückruf ignorierte, war ich Sensibelchen natürlich sofort am Überlegen, wie es dazu nur kommen konnte. (Wie schlimm!! Und unnormal!! :P Ich war eben noch nicht so erfahren.) Als er wieder zu mir herkam leinte ich ihn nur wortlos an und ging nach Hause. Kein Lob, kein Donnerwetter.
Fragte mich aber durchaus, wie ich das in der Zukunft handhaben sollte. Schimpft man nicht doch ein bisschen in so einem Fall? Wieder fragte ich u.a. kareki um Rat. Ihre Antwort (Zitat): "BLOSS NICHT SCHIMPFEN!"
Und dabei blieb es dann auch.

War ich nun perfekt? Nein. (Ich bin es auch heute nicht. Würde ich auch nie behaupten, mir wird es nur leider häufig vorgeworfen.)

Mit Enno lief immer alles toll. Einfach und unbeschwert. Und was ist besser als ein Hund? Zwei Hunde.
Weshalb 1,5 Jahre später Bent einzog. Ich gebe zu, dass ich nicht wüsste, ob ich das heute noch mal so machen würde. Nicht wegen Bent.
Aber Enno mochte andere Hunde ja sehr und ich war so überzeugt davon, dass er gut mit einem Partner an der Seite leben könnte. Heute bin ich der Meinung, dass es auch ganz gut ist nur einen Hund zu haben, der dafür Spazierbekanntschaften hat, o.ä.
Nein, das bedeutet bitte nicht, dass ich Bent oder Ayumi nicht liebe oder ähnliches Zeugs.
Ich war damals eben naiv, euphorisch, vom "Hundevirus" infiziert. Hatte schon damals von drei Hunden geträumt. Und ja, ich bin überzeugt davon, dass Enno, Bent und Ayumi ein super Dreiergespann abgegeben hätte. Aber nun wünsche ich mir keinen dritten Hund mehr dazu.

Nunja, Bent zog also ein und ich wiederholte meine Anfängerfehler glücklicherweise nicht. Dafür passierte etwas anderes Unschönes als Bent ein halbes Jahr alt war. Kerstin war sogar dabei.

Wir gingen gemeinsam spazieren und Bent kam wegen einem anderen Hundehalter nicht. Es entschuldigt mein folgendes Verhalten zwar nicht, aber erklärt es: mir ging es wirklich sehr, sehr schlecht. Ich hatte schlicht keine Nerven mehr.
Der Hundehalter machte keine Anstalten weiterzugehen, weshalb ich ihn angebrüllt habe. (Nein, das ist nicht okay.)
Bent kam, wollte aber direkt wieder abzischen. (Verständlich)
Ich brüllte "DU BLEIBST JETZT HIER!!!!!!", nahm ihn auf den Arm und ging zügigen Schrittes und unter Tränen nach Hause.

Das war das erste und einzige mal, wo ich mich derart daneben benommen habe. Und mir tut es dennoch bis heute leid.

Ja, mein Hund hat es überlebt. Der andere Hundehalter auch. Ja, ich war schlecht drauf. Aber das entschuldigt es nicht. Ich kann es mir nicht verzeihen.

Mehr habe ich nicht zu "beichten". Mehr ist in dieser Art in den inzwischen fast drei Jahren einfach nicht passiert.

Da habt ihr es, ehrlich und unverblümt. Ich finde es traurig, dass ich mir unterstellen lassen muss, meine Hunde kennten keine Grenzen, meine Hunder stünden unter dauerhaftem Stress und seien in einer andauernden Erwartungshaltung.

Nehmt ihr euch doch mal ne knappe Viertelstunde, schaut euch das an und beschreibt mir bitte, wo meine Hunde unter meinem belohnungsbasiertem Training leiden. Es kann ja auch anonym kommentiert werden.




Und ja, so sieht und sah tatsächlich der Alltag bei uns aus. Die Videos sind auch schon alt, daher ganz sicher nicht extra aufgenommen worden, um irgendetwas zu "beweisen". ;)

1 Kommentar:

  1. Ist nicht vom 22.10., nur an dem Tag hochgeladen. ;)
    https://www.youtube.com/watch?v=O-hFaArGjMs

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