Es gab mal Zeiten, das ist schon eine Weile her, da ist mein Enno kurz nach dem Spaziergang zuhause nochmal aufgedreht - aber so richtig,
er stand regelrecht unter Stress. Er kam nicht zur Ruhe und wollte man
ihm das Geschirr ausziehen, wurde er wehrig weil er es in dieser
Situation unangenehm fand wenn man mit dem Händen an seinem Rücken
rumfummelte.
Ignorieren half ihm überhaupt nicht
weiter, wie auch. Also musste man nach der Ursache suchen und die war
auch recht schnell gefunden: bei meinem Partner geschiehte dies nicht.
Nur wenn ich alleine mit Enno draußen gewesen war. Im ersten Moment wollte ich
das gar nicht wahrhaben, was sollte ich denn so anders machen? Kann ja
nicht sein. Aber es half nichts, ich musste genauer darauf achten wie
ICH mich verhalte, wenn wir nach Hause kommen.
Mein
Fehler war, dass ich selbst oft "gestresst" war, z.B. wenn es die letzte
Runde war; einfach nur noch heimkommen, Schuhe in die Ecke schmeissen,
Jacke hastig über die Garderobe werfen, nichts wie ab ins Bett. Oder
nach dem Einkaufen, hastig die Tüten abstellen, hastig aus der Jacke und
die Sachen verstauen, etc. pp.
Wie habe ich angefangen?
Zu
erst einmal habe ich von meinem Hund keine Wunder erwartet. Ich wusste,
dass ich zu Beginn nicht viel Ruhe erwarten kann, ich kleinschrittig
vorgehen muss und bei "Rückfällen" (wenn er es einfach nicht kann) nicht
dumm oder genervt zu reagieren. (z.B. die Ruhe über Härte einfordern). Und auch war mir klar, dass ich an mir arbeiten musste.
Es sah dann also so aus, dass wir nach Hause kamen und ich in absoluter Ruhe und Gemütlichkeit Schuhe
und Jacke auszog. Anfangs habe ich Enno einfach machen lassen, ob er
trank, ob er durch die Wohnung wuselte, ich habe ihn erst einmal machen
lassen, weil ich wusste, es hätte in diesem Moment noch nichts gebracht.
Erst
als ich mit meinem Zeug fertig war, bat ich ihn zu mir in den Flur,
signalisierte ein Sitz und bestätigte sofort. Wenn er wieder
aufstand, habe ich abgewägt, ob ich es nochmal verlangen kann, oder ob
er einfach zu aufgeregt ist, um sitzen zu bleiben.
Um ihm das Geschirr abzunehmen, kniete ich mich hin. Er
bekam für jeden Klickverschluss (zwei an der Zahl) VORHER ein
Leckerlie. Während er am Kauen war, konnte ich an die Verschlüsse und es
machte ihm nichts aus, dass meine Hände an seinem Rücken waren. Dann
gab es ein drittes Leckerlie für das Geschirr ausziehen und ein letztes,
wenn das Ritual (es sollte eines werden) vorbei war.
Natürlich auch ganz viel ruhiges, verbales Lob.
Anfangs waren die ruhigen Momente wirklich unglaublich kurz,
aber ich habe sie immer bestätigt, weil er sie daraufhin öfter und
länger gezeigt hat. Wenn er zu aufgeregt war, habe ich fünf gerade sein
lassen und beim nächsten Mal weitergemacht.
Bald schon
merkte man eine deutliche Verbesserung. Er blieb länger ruhig sitzen,
drehte gar nicht mehr so auf. Irgendwann saß er dann schon da, während
ich mich noch in Ruhe um meine Sachen kümmerte, und wartete auf unser
Ritual.
Die Leckerlie habe ich dann irgendwann
verzögert gegeben; währenddessen ich schon dabei war... dann irgendwann
nach dem Öffnen des Verschlusses, und schließlich langsam abgebaut. Ich konnte auch ohne vorherige Ablenkung die Klickverschlüsse öffnen und
es störte ihn überhaupt nicht. Er ist mit Freude, aber auch Ruhe dabei gewesen.
Wenn das Ritual zu Ende war, bekam er aber natürlich dennoch seine
(hochwertige) Belohnung, das gehörte dazu.
Was auch helfen kann, wenn der Hund zu aufgedreht ist: konditionierte Entspannung. Womit ich auch eine tolle Erfahrung gemacht habe, ist Tellington Touch. Einige Übungen waren sehr schön und hilfreich für meinen Hund und mich.
Wie
beschrieben, hatte ich unser Ritual wirklich sehr kleinschrittig
aufgebaut und für jeden Rückschritt Verständnis gezeigt. Wichtig war die Erkenntnis, dass ich mich ändern musste.
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