Montag, 3. Juni 2024

Wie es uns geht

Es geht uns sehr gut.
Ich weiß nicht, ob ich es hier überhaupt erwähnt habe, aber Bent hat eine progressive Retinaatrophie (PRA), er erblindet also. Zusätzlich hat er einen grauen Star, doch da er ohnehin das Augenlicht verliert, haben wir uns gegen eine Behandlung entschieden. PRA ist zum derzeitigen Standpunkt nicht heilbar o.ä. 

PRA wird genetisch vererbt. Als wir die Diagnose damals erhalten haben, habe ich etwas recherchiert und musste mit Bedauern feststellen, dass, obwohl die Krankheit bei den größeren Vertretern des Spitzes bekannt und dementsprechend getestet wird, dies bei der Zwergvariante nicht der Fall ist. 

Zuerst ist aufgefallen, dass er nachts deutlich schlechter sah, was sich irgendwann auch auf tagsüber ausgeweitet hat. Seine wunderschönen braunen Augen haben sich typischerweise glasig-grau/weiß verfärbt. Er ist tagsüber noch nicht komplett blind, aber es gibt durchaus gute und schlechte Tage. Er findet sich gut zurecht und das ist für mich die Hauptsache.

Er springt nicht mehr auf die Couch, aber noch herunter. Die Treppen im Haus geht er nicht mehr, und draußen ist es mal so und mal so. Er spielt weniger. Er war nie der allergrößte Fan davon, mit Spielzeug zu spielen, er kabbelt nur noch gerne mit den Händen. Er trickst sehr gerne, auch noch "Nase" (Nase an Handfläche), "Pfötchen" und "High Five". Kuscheln ist weiterhin seine Lieblingsbeschäftigung, und ja, auch weiterhin mit Vorliebe auf Tischen. Bent verbringt auch gerne Zeit im Garten und lässt sich die Sonne auf den Pelz scheinen, sofern sie denn da ist. Auch Ayumis Häuschen wird gerne als Rückzugsort genutzt. Die Vögel sind völlig unbeeindruckt und hüpfen nur wenige Zentimeter neben Bent herum. 

Bent wird nun seit 3 Jahren ausschließlich bekocht (davor war es ja nur hin und wieder). Es bringt mir nicht nur sehr viel Freude, auch Bent mag sein Essen sehr gerne. Selbstverständlich ist der Plan ganz individuell auf seine Bedürfnisse angepasst, damit es ihm an nichts fehlt.


Spaziergänge haben sich insofern verändert, dass Bent nur noch selten abgeleint wird. Wir führen ihn mittlerweile an einer Flexi, also hat er an geeigneter Stelle durchaus Spielraum. Ich kündige an, wenn Hunde auf uns zukommen, damit Benti Bescheid weiß und nicht etwa überrascht wird. Bei besonders eifrigen Hunden stelle ich mich schützend davor und "lenke" (oder vermeide) das "Hallo sagen", oder nehme Bent kurz auf den Arm. Ganz ohne Drama oder gar Gewalt. 

Ich meine, dass ich hier mal geschrieben hatte, dass Bent mich nachts weckt, damit ich ihn auf das Bett hebe. Dem ist immer noch so, jedoch zwischen 23 und 1 Uhr, statt 4 bis 6 Uhr. Und es stört mich immer noch nicht. ;) Ich schlafe sofort weiter. Bent findet schneller in den Schlaf und schläft mittlerweile oft sehr tief. Er schläft oft mit offenen oder halb geschlossenen Augen. Ich vermute, weil für ihn da ohnehin kein großer Unterschied mehr besteht.

Ich finde es faszinierend, wie unerschrocken Bent sich Unbekanntem stellt und dies meldet. Obwohl er so klein ist. Obwohl er sehr schlecht/nichts sieht. Letzte Woche haben wir abends am Ende des Gartens ein ganz seltsames Grunzen gehört - keine Ahnung welches Tier - selbst uns Menschen war etwas mulmig. Nicht so Bent. Bent war an vorderster Front. Das finde ich schon sehr bemerkenswert und mutig. Machen wir uns nichts vor, ein Spitz ist ein Spitz, und natürlich meldet er auch Dinge, die nicht seltsam/bedrohlich (jedenfalls für uns Menschen) sind. Bleibt es nicht nur bei ein oder zwei Wuffs, bedanke ich mich bei ihm fürs Aufpassen. "Simmer sicher, ge?" frage ich ihn. Wenn ich "die Gefahr" wahrnehme, ist für ihn das meist schon gut genug. 

Wir machen gerne Tagesausflüge und Bent ist natürlich mit von der Partie. Ist irgendwo Trubel, oder der Spitz erschöpft, haben wir einen Rucksack für ihn, in dem er etwas Auszeit genießen kann. Er nimmt das wirklich sehr gerne an, fragt auch manchmal danach. Manchmal werden ja Gärten und Spaziergänge miteinander verglichen - oft gepaart mit der Sorge, dass man dazu verleitet sei, das eine mit dem anderen zu ersetzen - doch ich kann dazu nur sagen, dass ein Garten und ein Spaziergang vollkommen unterschiedliche Bedürfnisse befriedigt, sowohl bei Bent, als auch bei Ayumi damals. Wir konnten den ganzen Tag unterwegs sein und wandern - das erste, was Zuhause abgecheckt wurde, war der Garten. Ebenso sind nicht Spaziergänge uninteressant, nur weil es Zugang zu einem großen Garten, in dem es viel zu beobachten, wachen, ... gibt.

Ich liebe Bents Frohnatur, seinen Mut, seinen starken Willen, wie viel Vertrauen er mir schenkt. Über zehn Jahre ist er nun schon alt und ich wüsste nicht, was ich ohne ihn machen würde. Ich liebe ihn sehr, wünsche ihm weiterhin viel Gesundheit und uns viele tolle gemeinsame Jahre. 


Ayumi ist bald drei Jahre nicht mehr hier. Wir vermissen sie sehr.